WINTERREISE
- Lieder werden zur Großen Oper
Die Krähen schrein
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt;
- bald wird es schnein,
Weh dem, der keine Heimat hat!
Friedrich Nietzsche
Diese letzte Strophe in Gedicht Friedrich Nietzsches "Vereinsamt" beschreibt in existentieller Weise um was es auch in Franz Schuberts Winterreise geht:
Das Suchen des Menschen nach Nähe zu anderen Menschen.
Die Kälte, das Unverstanden sein, das Ausgestoßen sein, die Einsamkeit, die Liebe, das sich selber Ausgrenzen, die Hoffnung, den Glauben, den Tod, und die Sehnsucht mit Liebe alles zu überwinden.
Ein-Mann-Oper
Die Lieder dieses Liederzyklus werden in dieser Aufführung, in ihrem Verlauf und musikalischen Form unangetastet, zu einer Folge von lebendigen, lyrischen Szenen.
In ihnen werden die Stationen, Situationen, inneren Befindlichkeiten
und seelischen Abgründe des von der Welt verstoßenen und von ihr sich abwendenden "Winterreisenden" gezeigt.
Die Radikalität der Gedichte von Wilhelm Müller erfuhr durch die Musik Franz Schuberts eine ebenso radikale Entsprechung.
Die Erwartung eines biedermeierlichen Idylls, dem die bürgerlich- heimelige Liederabendatmosphäre entspricht, wird von dieser Inszenierung radikal enttäuscht.
Der Zuschauer ist dem kahlen, sparsam ausgestatteten Bühnenraum und dem manchmal blendenden Weiß ebenso ausgeliefert, wie der, von der Welt verstoßene, und aus ihr fliehende Wanderer der eisigen Winterlandschaft.
Der Winter und die Reise in ihn hinein ist dafür Metapher.
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